- Das Przewalskipferd ist das letzte lebende echte Wildpferd. Diese Art ist in ihrer natürlichen Heimat ausgestorben, wird in Zoologischen Gärten aber sehr erfolgreich gezüchtet. Mehr als tausend Tiere leben zur Zeit in verschiedenen Zoologischen Gärten und Wildgehegen.
- Die Auswilderung von Przewalskipferden in ihrer ursprünglichen Heimat ist wünschenswert und auch notwendig, will man außer dem äußeren Erscheinungsbild des Tieres auch einen Teil des natürlichen Verhaltens bewahren.
- Da die heute in zoologischen Gärten lebenden Tiere aus mehr als zehn Generationen Gefangenschaftszucht stammen, ist die Auswilderung schwierig und muß sorgfältig geplant und vorbereitet werden. Dabei kommt es zum einen darauf an, geeignete Gebiete auszuwählen, zum anderen darauf, die geeignetsten Tiere optimal auf die Auswilderung vorzubereiten.
- Zur Vorbereitung auf die Auswilderung werden Przewalskipferde in Semi-Reservaten gehalten und gezüchtet, wobei der Kontakt mit Menschen auf ein Minimum reduziert wird. Forschungsarbeiten dienen vor allem dazu, die Ansprüche des Przewalskipferdes an den biotischen und abiotischen Lebensraum zu untersuchen.
- Eine besondere Rolle spielt das Feindvermeidungsverhalten der Pferde. Da Fluchtbereitschaft und Aufmerksamkeit in Gefangenschaftshaltung und -zucht besonders schnell nachlassen, kommt es auf sorgfältige Beobachtung und Vorbereitung der ausgewählten Tiere an.
- Die Wachsamkeit der beobachteten Tiere ist individuell außerordentlich unterschiedlich. Eine eindeutige Beziehung zur Rangstruktur konnte nicht festgestellt werden, obwohl diesbezügliche Hinweise vorliegen. Das Feinderkennungsverhalten der Pferde ist im Vergleich zu wildlebenden Tieren anderer Arten relativ gering ausgeprägt, Ursache dafür ist sehr wahrscheinlich die Haltung und Zucht in Zoologischen Gärten seit mehreren Jahrzehnten.
- Beim Feindvermeidungsverhalten ist das Verhalten des Hengstes, der die Herde in Gefahrensituationen führt, von besonderer Bedeutung. Diese Führungsrolle wurde in der beobachteten Herde, die ausschließlich aus Stuten verschiedenen Alters besteht, ersatzweise von der zweitältesten Stute weitgehend übernommen.
- Bei der geplanten Auswilderung sollten zumindest der Hengst und die älteste Stute möglichst vielfältige soziale Erfahrungen haben sowie möglichst über Erfahrungen mit Prädator-Angriffen verfügen.
- Der Einsatz eines einzelnen Tieres ohne Sozialpartner in eine schon bestehende Herde ist für die Sozialstruktur ungünstig. Eine künstlich zusammengestellte Herde sollte nach Möglichkeit geradzahlig sein, um die Bildung von Bindungs-Paaren zu fördern. Altersunterschiede sind günstig, da sie die problemlose Ausbildung der Rangordnung fördern.
- Der Versuch, Pferde im Semi-Reservat mit dem vermeintlichen Angriff eines "Pseudo-Prädators" zu konfrontieren, förderte deutlich die Koordination innerhalb der Herde und die unspezifische Wachsamkeit der Pferde. Nach einer zunächst "kopflosen" Flucht verbesserte sich die Koordination der Herde zusehends. Bei derartigen Experimenten oder beim Training vor der Auswilderung darf jedoch keine Gewöhnung an solche Situationen zustande kommen. Für ein eventuelles Training der Pferde wäre es günstig, die Zahl und Größe der (aufeinander eingespielten) Hütehunde so zu wählen, dass diese die Pferde auch wirklich zu hüten vermögen.
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